Vortrag im Schaufenster: "Die Kreuzotter im Spessart"

Unter dem Motto „Die Kreuzotter im Spessart“ referierte Robert Madl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen (AGAR) im „Schaufenster Spessart“ im Schafhof in Burgjoß. Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig hatte dort zu einem Reptilientag eingeladen.

 

Früher, als die Menschen noch mehr als heute in der Landwirtschaft tätig waren, kam es nicht selten zu Begegnungen mit Kreuzottern und folglich auch zu Bissen. Bei der Heuernte, beim Viehhüten und Beerensammeln, bei der Bewirtschaftung der Felder und bei der Waldarbeit war Vorsicht geboten. In manchen Gegenden Deutschlands sollen sogar Prämien für erschlagene Kreuzottern bezahlt worden sein. Heute kann sich glücklich schätzen, wer eine Kreuzotter zu sehen bekommt. Einst gefürchtet und bekämpft, ist sie inzwischen vom Aussterben bedroht. In vielen Regionen ist sie bereits verschwunden.

Wenige Exemplare gibt es noch im Spessart, in der Rhön und im Landkreis Fulda.

 

Der dramatische Rückgang der Kreuzotter ist auf die veränderten Lebensräume zurückzuführen. Hohe Fichten sorgen in der Landschaft für eine totale Ausschattung von Flächen. Zur Holzernte werden schwere Geräte eingesetzt. Totholz wird klein gehäckselt. Hinzu kommt als natürlicher Feind das Wildschwein, dessen Population stark gestiegen ist. Im Jahr 2003 wurden auf einer Fläche von einem Hektar noch neun Kreuzottern ermittelt. In 2015 gab es im gesamten hessischen Spessart nur noch 35 Individuen. „Das ist fast nichts“, verdeutlichte der Experte.

Die AGAR hat in Zusammenarbeit mit NABU und staatlichen Stellen Artenschutzprogramme ins Leben gerufen, um Biotope neu zu schaffen beziehungsweise aufzuwerten. Zum Schutz der Kreuzotter sehen sich auch die Forstämter Jossgrund und Schlüchtern in besonderer Verantwortung. Ideale Bedingungen finden die geschuppten Kriechtiere auf Waldlichtungen und besonnten Flächen sowie auf breiten Wegrändern. In einem Gebiet in Jossgrund konnte nach Jahren erstmals wieder eine Kreuzotter nachgewiesen werden, was auf Vorkommen seltener Pflanzen- und Tierarten hinweist.

Der Fachmann erläuterte den Jahresrhythmus der Kreuzotter, ihre Fortpflanzung und ihr Aussehen. Sie kann leicht verwechselt werden mit der Ringelnatter. Während diese große runde Pupillen hat, erkennt man die Kreuzotter an der geschlitzten Pupille. Die Geschlechter sind während der Paarungszeit im April und Mai an der Farbe zu unterscheiden. Die Männchen haben eine graue Farbe mit schwarzem Rückenband. Die  Weibchen hingegen haben eine braune Grundfärbung und sind größer und kräftiger als die Männchen. Sie gebären lebende Tiere. Ein Kreuzotterweibchen bringt zwischen fünf und 15 Junge zur Welt. Der Jahresrhythmus gliedert sich Winterstarre, Frühsommerphase, Paarungs- und Sommerzeit.

Neben dem interessanten Vortrag konnten auch  ein lebendes Anschauungsobjekt und Modelle heimischer Reptilien bestaunt werden. Kinder konnten sich mit Bastelaktivitäten kreativ betätigen und Schlangen aus Tonpapier gestalten.

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Veröffentlichung

Di, 29. August 2017

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