Vom Aussterben bedrohtes Sandzwerggras wächst wieder in Rodenbach

Ein winziges Pflänzchen sorgt in Rodenbach für große Aufruhr:  Auf zwei extra dafür vorbereitete Ackerparzellen  wächst seit wenigen Tagen wieder das vom Aussterben bedrohte Sandzwerggras (Mibora minima). Da die Pflanze während der Keimungsphase besonders empfindlich auf schlechtes Wetter reagiert, wurden 200 Exemplare vor der Auspflanzung im Botanischen Garten Frankfurt kultiviert. Die Auswilderungsaktion fand nun im Rahmen des von der KfW-Stiftung geförderten Projektes zu Erhaltungskulturen gefährdeter einheimischer Pflanzenarten  in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis (LPV) und der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises (UNB) statt. Mit etwas Glück wird der Acker in Rodenbach bald rötlich schimmern, denn das das kleinste Gras der Welt blüht von Februar bis April.

 

Der Gelnhäuser Biologe Klaus Hemm entdeckte das Sandzwerggras im Jahr 2002 auf einer der besagten Ackerflächen in Rodenbach, die durch die sandige Beschaffenheit des Bodens optimale Voraussetzungen bieten.  „Damals waren es grade mal drei Pflänzchen“, so Hemm. Es wurden entsprechende Pflegemaßnahmen durchgeführt und der Bestand somit auf 16 Pflanzen erhöht. Durch Nutzungsänderungen der Fläche erlosch das Vorkommen vor circa zehn Jahren.

Jetzt kommt die gemeinnützige KfW Stiftung ins Spiel, die sich für den Erhalt seltener Pflanzenarten im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt einsetzt. 15 vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten sollen vermehrt und ausgewildert werden. Darunter auch das Sandzwerggras, wovon es in Hessen nur noch größere Vorkommen in Rüsselsheim-Königsstädten und im Gießener Becken gibt. Das Aussterben der Pflanze hängt auch mit der heutzutage viel intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung und dem Einsatz von Dünger zusammen. Die Ackerfläche in Rodenbach bot sich zur Wiederansiedlung des Sandzwerggrases geradezu an. So wurden der Landschaftspflegeverband und die Untere Naturschutzbehörde mit ins Boot geholt. Nun trafen sich alle Verantwortlichen dieses Projektes, in Gummistiefeln und mit Spaten bewaffnet, zur Auswilderungsaktion, die wissenschaftlich von Dr. Karl Peter Buttler begleitet wird.

 

„Für uns alle ist es ein Experiment. Wir schauen im Laufe des Jahres, was es zu tun gibt“, erklärte Uwe Barth, Projektkoordinator KfW Botanischer Garten, den Beteiligten vor Ort. Die Erfolgsquote liege bei 50 Prozent und steige mit zunehmender Größe der Startpopulation. Da kleine Populationen besonders anfällig seien, werde das Gras auf mehreren Flächen gepflanzt. So gibt es sechs Probeflächen von je vier Quadratmetern,

Barbara Fiselius, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, konnte den ortsansässigen Landwirt Hagen Römer dafür gewinnen, die Ackerparzellen vor der Ausbringung der Pflänzchen zu grubbern und somit wieder geeignete Wuchsbedingungen zu schaffen.

Unter genauer Begutachtung von Dr. Karl Peter Buttler, setzte Ralf Kremser, der im Botanischen Garten für die Vermehrung und Kultur des Zwerggrases zuständig ist, rund 200 Pflänzchen und 600 Samen in die sandige Erde.

 „Einen gewissen Verlust haben wir bereits einkalkuliert. Dieses Projekt bietet uns die Möglichkeit, herauszufinden, wie man die Pflege des Grases optimieren kann. Und wir wären schon sehr zufrieden, wenn die Population sich hält“, berichtete Uwe Barth.

Noch sind alle Stellen, an denen gepflanzt wurde, mit Stöckchen markiert. Für den Fall, dass diese von  Tieren  entfernt oder dem Wetter nicht standhalten sollten, wurden die Flächen zusätzlich mit Magneten bestückt, um nachvollziehen zu können, wo sich die Pflänzchen oder der Samen befanden.

„Wenn die Pflanzaktion sich beim ersten Anlauf nicht als erfolgreich erweist, können wir sie jederzeit wiederholen. Im Saatgutarchiv des Botanischen Gartens gibt es noch genügend Nachschub“, so Barth. Aber mit etwas Glück könnte man bereits im September die ersten Jungpflänzchen sehen.

 

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Veröffentlichung

Mi, 10. Februar 2016

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