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HALM-Exkursion in den Bergwinkel: Einblicke in die Arbeit der Schäfer und Ziegenhalter

Main-Kinzig-Kreis/Schlüchtern.  Zum siebten Mal hatte das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Mitarbeiter aller hessischen Landwirtschaftsämter zur HALM-Exkursion eingeladen. Als Ziel wurde in diesem Jahr der Main-Kinzig-Kreis ausgewählt – die Exkursion führte in den Bergwinkel nach Schlüchtern, wo den Teilnehmern zwei Schäfereien und ein Ziegenhalterbetrieb vorgestellt wurden. Der Hintergrund: Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis startete dort Anfang des Jahres das Projekt „Bergwinkelgrün“, das über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM) finanziert wird. 

Zunächst trafen sich die rund 60 Teilnehmer im Barbarossasaal des Main-Kinzig-Forums, wo sie von Katrin Hess, Leiterin des Amtes für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum, und Gerd Trautmann vom Umweltministerium begrüßt wurden.
Barbara Fiselius, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, stellte den Gästen das  Projekt „HALM A1 Bergwinkelgrün“ vor.  Es werden derzeit Interviews mit Schäfern und Ziegenhaltern  geführt, um anhand dieser Analyse ein Konzept zu entwickeln, welches die künftige Nutzung von extensiv genutztem Grünland im Bergwinkel unterstützen soll.
Fiselius erklärte die Vorgehensweise:  „Zunächst ermitteln wir den Status der Betriebe – angefangen von der Bewirtschaftungsfläche, von Flächen für Pflegeverträge, Anzahl der Tiere bis hin zur Klärung, ob es eventuell Probleme gibt und ob Erweiterungspotential besteht“. Danach werde geschaut, welcher Betrieb welches schützenswertes Grünland in Bewirtschaftung habe, und was in Zukunft zur Unterstützung der Bewirtschaftung durch dies Betriebe getan werden könne.
„Wir beschreiben grob den jeweiligen Flächenzustand, ordnen die Flächen den einzelnen Betrieben zu und zeigen mögliche Handlungsweisen auf. Als Grundlagen hierfür dienen die Biotopkartierung und Unterlagen zu den FFH-Gebieten“, so Fiselius, die vom bisherigen Stand positiv überrascht ist:  „Wir haben mehr extensiv genutzte Frischwiesen von guter Qualität gefunden, als 2003 in der Biotopkartierung festgehalten wurden.“
Bisher wurden 19 Schäferei- und Ziegenhalterbetriebe  ls Interviewpartner ermittelt und bereits neun  Betriebe erfasst - darunter fünf mit Erweiterungspotential. Die Interviews werden geführt vom Antragsteller des Projektes, Schäfer Marcus Nürnberger, und Barbara Fiselius.
Insgesamt müssen 570 Örtlichkeiten aufgesucht und verifiziert werden.
Damit sich die Teilnehmer direkt vor Ort einen Einblick verschaffen konnten, führte die Exkursion im Anschluss mit dem Bus in die idyllische Bergwinkelregion, wo drei Projektbetriebe vorgestellt wurden.
 
Erste Station war die Bio- und Naturland-Schäferei von Marcus Nürnberger im Schlüchterner Ortsteil Breitenbach, der 40 Hektar Grünfläche, 10 Hektar Ackerfläche und einige Streuobstwiesen ökologisch bewirtschaftet. Die Grünflächen werden mit schonender Mähtechnik behandelt. Nürnberger hält 70 Rhönschafmuttern und 70 bis 100 Lämmer. „Ich habe mich für Rhönschafe entscheiden, weil das eine alte, sehr pflegeleichte und vor allem gesunde Rasse ist“, erklärte Nürnberger. Sein Ziel sei es, Landwirtwirtschaft und Naturschutz miteinander zu verzahnen. Beeindruckt waren die Teilnehmer von dem idyllischen Landschaftsbild: neben einer großen Weide, auf der die Schafherde grast,  befindet sich eine riesige Blühwiese, auf der sich Bienen, Hummeln und Schmetterlinge tummeln. „Vielfältige Wiesen sind sehr wertvoll –  sogar der Wendehals hat sich hier wieder angesiedelt“, freute sich Fiselius.
 
Nach einem gemeinsamen Mittagsessen ging es weiter zur Schäferei Lenz nach Schlüchtern-Elm. Dort wartete bereits Wilfried Lenz mit seinen beiden Söhnen Stefan und Andreas, Hütehund  Benno, rund 900 Merino-Schafen und 90 Ziegen auf die Besucher.
Familie Lenz führt die Schäferei als Haupterwerb in der zweiten Generation. Wobei die beiden Jungs (15 und 16 Jahre) bereits als Nachfolger im den Startlöchern stehen – beide möchten das Handwerk des Schäfers und des Metzgers erlernen. „Für viele Betriebe gibt es keine Zukunft, da ein Nachfolger fehlt – ich habe gleich zwei davon“, freute sich Lenz. Rund 170 Hektar Ackerland und Grünland plus 30 Hektar Naturschutzflächen werden derzeit bewirtschaftet.
Wilfried Lenz ist eigentlich gelernter Landmaschinenschlosser, arbeitete einige Jahre bei der Post, bis er sich 1994 dazu entschied zu Hause zu bleiben, seinen Betrieb kontinuierlich auszubauen, die Schafherde zu vergrößern und die Landwirtschaft als Haupterwerb zu führen. „An dreihundert Tagen im Jahr stellen wir mit unserer Hüteschäferei die Beweidung vieler regionaler Naturschutzflächen sicher“, so Lenz.  Erstmals in diesem Jahr wurden alle selbst erzeugten Produkte auch selbst vermarktet. Seit einiger Zeit sei die Nachfrage nach Lammfleisch, bedingt durch die große Anzahl syrischer Flüchtlinge, extrem gestiegen. Lammzeit ist dreimal jährlich – im Dezember/Januar, im Mai/April und im Juli/September. „Oft schlafe ich in dieser Zeit dann im Stall oder auch gar nicht, um die Verluste bei den Geburten zu verringern“, erzählt Schäfer Lenz und gibt somit einen Eindruck, welche Verantwortung und welchen Einsatz sein Beruf Tag und Nacht – das ganze Jahr über –bedeutet.
 
Letzte Station der Tagesexkursion war der Klosterhof in Gomfritz, der von Frank Simon und Timo Haas geführt wird.  Die beiden jungen Männer bewirtschaften 45 Hektar Grünland, halten 110 Milch- und 150 Mastziegen und einen Ziegenbock (Weiße Deutsche Edelziege), ca. 80 Zuchtlämmer in zwei Altersklassen, 32 Pinzgauer Mutterkühe und Rinder, 1 Pferd und 45 Legehühner. Begonnen hat alles mit dem Kauf des Hofes von Siegfried Kress im Jahr 2000. Drei Jahre später wurden 27 Milchziegen angeschafft. „Den Ziegenstall mit Melkstand und Milchkammer haben wir selbst gebaut. Im Stall ist es immer drei Grad wärmer als draußen, jede Tränke ist mit einer Heizung ausgestattet“, erzählt Timo Haas bei einem Rundgang durch den Betrieb. 1.500 Liter Milch pro Woche werden komplett verarbeitet. „Aber die Nachfrage nach unseren Produkten ist so groß, dass wir sie kaum befriedigen können“, sagt Timo Haas. Seit 2006 wird der Klosterhof als Biobetrieb nach den EU Richtlinien geführt.
„2008 ging es dann los mit dem Ausbau unserer Käserei  nach EU Richtlinien. Die 60 Quadratmeter große Käserei und der Hofladen wurden 2009 fertiggestellt“, berichtet Frank Simon und erklärte seinen Gästen die Herstellung der verschiedenen Käsesorten. So muss der Hartkäse zum Beispiel täglich mit einer Rotschmiere Kultur eingerieben werden, damit eine Rinde als Schutz vor Schimmel entsteht.
 
Gelungener Abschluss der Tagesexkursion war dann die Verkostung von hauseigenen Produkten, angefangen von Koch- und Frischkäse bis hin zum beliebten „Bergwinkel-Käse“. dazu gab es frisches Brot und – selbstverständlich – frische Ziegenmilch.
 
 
 
 
 

 

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Veröffentlichung

Fr, 14. Juli 2017

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